Welchen Nutzen haben Prognosen bei der Geldanlage?

von Dez 12, 2016Wissenschaftlich investieren

Das Jahresende ist nicht nur die Zeit der Festtage, sondern bietet alljährlich auch die Gelegenheit, einen Ausblick auf das kommende Jahr zu werfen. Anleger sollten sich in den nächsten Wochen wieder auf eine Flut von Prognosen einstellen, was die Zukunft und vor allem das nächste Jahr für ihr Portfolio bereithalten könnte. Auf den Ausblick folgen für gewöhnlich Empfehlungen, mit welchen Strategien und Maßnahmen sich die nächste Krise vermeiden lässt oder wie Anleger die nächste „große“ Chance ergreifen können. Im Umgang mit derartigen Empfehlungen sind Anleger gut beraten, ihren langfristigen Kurs beizubehalten, anstatt Mutmaßungen und schnelllebigen Voraussagen zu folgen und ihr Portfolio entsprechend umzubauen.
PROGNOSEN UND IHR EINFLUSS AUF PORTFOLIOS

In einem typischen Ausblick kommen die folgenden Sätze eher selten: „Die Finanzmärkte werden voraussichtlich weiterhin normal funktionieren“, oder „Es ist nicht absehbar, wie sich unbekannte zukünftige Ereignisse auf die Marktpreise auswirken werden“.

Prognosen über künftige Kursbewegungen können die unterschiedlichsten Formen annehmen. Meist verleiten sie Anleger jedoch zu dem Versuch, damit zukünftige Marktentwicklungen voraussagen zu wollen. Unter den Prognosen finden Sie daher viel öfter folgende Sätze: „Wir betrachten Energieaktien im kommenden Jahr skeptisch“, oder „Wir rechnen auch im Jahr 2017 mit einem schwierigen Zinsumfeld“. Zwar können gewagte Prognosen das Interesse vieler Anleger wecken, ob sie jedoch für einen Investmentplan sinnvoll sind, ist nicht erwiesen.

Steve Forbes, der Herausgeber des Forbes Magazine, sagte einmal: „Ratschläge zu erteilen ist ein viel lukrativeres Geschäft, als diese zu befolgen. Diese Tatsache stellt einen der Grundpfeiler des Magazingeschäfts dar – in Verbindung mit dem Kurzzeitgedächtnis  unserer Leser.“1 Selbstsichere Empfehlungen zu aktuellen Fehlbepreisungen des Marktes mögen Anlegern mehr Vertrauen in die Zukunft schenken. Dabei stellt sich jedoch die Frage, wie genau diese Prognosen sein müssen, um auch von Nutzen zu sein?

Nehmen wir dazu ein einfaches Beispiel: Ein Anleger erfährt, dass es derzeit besser sei, Bargeld zu halten als in Aktien zu investieren, da letztere im Moment „zu teuer“ seien. Angenommen, Aktien weisen mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% für eine gewisse Zeit tatsächlich eine schlechtere Rendite auf als Bargeld. Bedeutet das, dass Anleger ebenfalls mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% eine höhere Rendite erhalten? An dieser Stelle müssen Sie sich ins Gedächtnis rufen, dass Markttiming niemals nur eine Entscheidung betrifft, sondern immer zwei. Entscheidet sich ein Anleger für einen Kurswechsel und damit in diesem Fall für einen Ausstieg aus Aktien, muss er anschließend auch den Zeitpunkt für einen Wiedereinstieg bestimmen.

Trifft der Anleger jedes Mal mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% die richtige Entscheidung, stehen seine Chancen auf eine höhere Gesamtrendite 1:4. Erhöht man die Wahrscheinlichkeit auf jeweils 70%, stehen die Chancen immer noch nicht ganz 50:50, und damit etwas schlechter als wenn Sie eine Münze werfen. Dieselbe Logik lässt sich auf Anlageentscheidungen innerhalb einzelner Anlageklassen anwenden, wenn es also beispielsweise darum geht, sich zwischen heimischen und ausländischen Aktienmärkten zu entscheiden. Daraus können Sie sehen, dass das einzig Verlässliche in einer Markttimingstrategie die zusätzlichen Transaktionskosten sind, die aufgrund der häufigen Käufe und Verkäufe entstehen.

 

„Geld ist besser als Armut –
wenn auch nur aus
finanziellen Gründen.“

Woody Allen

Prognosen über zukünftige Kursbewegungen
können die unterschiedlichsten Formen annehmen. Meist verleiten sie Anleger jedoch zu dem Versuch, damit zukünftige Marktentwicklungen voraussagen zu wollen.

 

Abbildung 1:  Anteil der US-Aktienfonds, die hinter der Wertentwicklung ihrer Benchmark zurückbleiben, in %

Quelle: SPIVA US Scorecard, „Percentage of US Equity Funds Outperformed by Benchmarks.“ Daten per 30. Juni 2016.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Entwicklungen dar. Man kann nicht direkt in Indizes investieren. Ihre Wertentwicklung enthält daher nicht die mit der Verwaltung eines tatsächliche Portfolios verbundenene Kosten . S& P Daten zur Verfügung gestellt von Standard & Poors Index Service Group.

Auch die Erfolgsbilanz professioneller Vermögensverwalter, die auf Fehlbepreisungen setzen, legt nahe, dass häufige Kurswechsel in Erwartung kurzfristiger Preisänderungen mehr schaden als nützen können. Abbildung 1 zeigt Standard & Poors SPIVA Scorecard zur Jahresmitte 2016 und vergleicht die Wertentwicklung von Fondsmanagern mit einem vergleichbaren Benchmarkindex von S&P. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Mehrheit der Fondsmanager den Index weder kurz-noch langfristig übertreffen konnten.

Auf Prognosen zu vertrauen, die zukünftige Kursentwicklungen voraussagen wollen, sind wenig Erfolg versprechend. Vielmehr sollten Anleger auf die Intelligenz der Märkte vertrauen, welche Informationen effizient verarbeiten und dadurch die Strukturierung eines Portfolios ermöglichen. Millionen von handelsbereiten Käufern und Verkäufern interagieren täglich auf den Finanzmärkten. Dadurch entstehen Preise, aus denen sich jeden Tag positive Renditeerwartungen ableiten lassen. Zwar können die tatsächlichen Renditen von den erwarteten Renditen abweichen, diese Abweichungen sind jedoch im Voraus nicht bekannt und nicht voraussagbar. Langfristig gesehen sprechen die Daten klar für ein Vertrauen in die Märkte und einen disziplinierten Investmentansatz. Abbildung 2 zeigt neben einer Auswahl pessimistischer Schlagzeilen die  Wertentwicklung eines US-Dollars an den Aktienmärkten von 1970 bis 2015. Jenen Anlegern, die auf diese Schlagzeilen reagiert und ihre Aktien verkauft hätten, wäre auch das Wachstum der darauffolgenden Jahrzehnte entgangen.

Abbildung 2: Disziplin zahlt sich aus Wertentwicklung eines US-Dollars  MSCI World Index (inkl. Dividenden), 1970 – 2015

FAZIT

Gegen Jahresende ist ein Blick zurück und auch nach vorne nur allzu verständlich: Was lief in diesem Jahr gut? Was könnte im neuen Jahr besser werden? Für Investments gilt dabei jedoch, dass Anleger wahrscheinlich bessere Ergebnisse erzielen, wenn sie auf ihren bestehenden Investmentplan vertrauen und sich auf jene Aspekte konzentrieren, die sie auch beeinflussen können – eine breite Diversifikation, Steueroptimierung, Kostenreduzierung und ein geringerPortfolioumschlag. Wer auf Spekulationen lediglich, dass die Zukunft unsicher ist. Allerdings können wir aus der Vergangenheit lernen, dass die Finanzmärkte jedoch bei aller Unsicherheit langfristige Anleger belohnen, die nicht von ihrem Investmentkurs abweichen.

Kapitalanlagen beinhalten Risiken. Der angelegte Kapitalwert sowie die daraus erzielte Kapitalrendite unterliegen Schwankungen, sodass der Wert der Fondsanteile bei Rückgabe über oder unter dem Erwerbskurs liegen kann. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit stellt keine Garantie für zukünftige Entwicklungen dar. Es gibt keine Garantie dafür, dass Strategien erfolgreich sind. Dieses Material dient nur zu Informationszwecken. Es stellt keine Empfehlung und kein Angebot zur Zeichnung oder zum Kauf von hier genannten Produkten oder Dienstleistungen dar. Die zur Verfügung gestellten Informationen stellen keine ausreichende Grundlage für Anlageentscheidungen dar.

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